Franz Karl Maier, Journalist und Mitherausgeber der Stuttgarter Zeitung, hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner Funktion als öffentlicher Ankläger bei der Stuttgarter Spruchkammer vehement dafür eingesetzt, auch diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die mit ihrem Verhalten am Ende der Weimarer Republik zur Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur beigetragen hatten.
In einem Artikel unter der Überschrift „Eine traurige Geschichte“ attackierte er im November 1946 seinen Namensvetter Reinhold Maier, damals Ministerpräsident im Land Württemberg-Baden, überaus scharf. Er war ihm vor, durch seine Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz als Reichstagsabgeordneter 1933 den Aufstieg des NS-Regimes wesentlich begünstigt zu haben. Trotzdem beanspruche er nun wieder ein politisches Spitzenamt für sich, während viele kleine Leute, die "nur" einfaches Mitglied der NSDAP waren, im Rahmen ihrer Spruchkammerverfahren mehr oder weniger hart belangt wurden.
Deshalb erhob Maier vor der Stuttgarter Spruchkammer Anklage gegen den Ministerpräsidenten; zugleich kam es im Landtag zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, der sich mit dem Abstimmungsverhalten der bürgerlichen Abgeordneten im März 1933 beschäftigen sollte.
Dr. phil. habil. Michael Kitzing, Privatdozent an der TU Chemnitz und ausgewiesener Kenner der Parlaments- und Parteiengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in Südwestdeutschland, beleuchtet in seinem Vortrag den damaligen politischen Skandal im Kontext des publizistischen Wirksn von Franz Karl Maier als Mitbegründer der Stuttgarter Zeitung und späteren Verlegers und Herausgebers des Berliner Tagesspiegel.
In Zusammenarbeit mit dem Förderverein Zentrale Stelle